Dienstag, 13. August 2013

Review: Wacken Open Air 2013 - Teil 3: Samstag und Fazit

Samstag, 2. August

Angenehme 25°. Das Leben ist schön. Also auf zum Endspurt. Heute geht es mit

ALESTORM

leider nicht los. Denn auf dem Weg zum Infield wurden wir aufgehalten von niemand geringerem als

CAPTAIN MORGAN

Der Captain persönlich gibt sich zum zweiten Mal die Ehre in Wacken. Bei seinem Landgang hat er nicht nur eine Mannschaft reizender Matrosinnen dabei, sondern auch einen großen Stapel HÜTE! Hüte, oh ja! Wunderbare rote Piraten-Hüte! Das beste Kleidungsstück seit der Erfindung der Kopfbedeckung! Wer einen solchen Hut sein Eigen nennen darf, ist ein wahrer Captain und darf selbst ohne Bart mit Santiano auf Kaperfahrt fahren. Natürlich gibt es nur einen echten Captain und den in Wacken zu finden ist nicht ganz einfach. Hat man ihn also einmal mit seinem Fernrohr erspäht, kann man auf Kleinigkeiten wie Bands die man grade noch schauen wollte, keine Rücksicht mehr nehmen sondern muss sich unverzüglich klar machen zum Entern!

Oh captain, my captain! - Quelle: stern.de
Der Captain wäre allerdings kein echter Captain, wenn er seine Beute kampflos aufgeben würde. Stattdessen fordert er alle Leichtmatrosen zu einer Runde Schere-Stein-Papier heraus.
So, ihr Landratten, ein guter Rat, falls ihr jemals das Glück habt dem Captain zu begegnen: Der Captain macht immer Stein. Immer.

Ich wusste das, man hatte es mir einst erzählt. Ich hatte es vergessen. Ich habe Schere gemacht. Ich habe keinen Hut gewonnen. Ich habe keinen Hut verdient. Ich hätte mit einem Hut nichts anfangen können, denn er passt nicht auf meinen dicken Kopf. Das Bandana das ich als Trostpreis bekommen habe, ist objektiv betrachtet weit nützlicher. Und trotzdem: Der Stachel der Niederlage bleibt. Jeder außer mir hat einen Hut bekommen. Na ja nicht jeder, aber in diesem Moment war es gefühlt jeder. Hängenden Kopfes ziehe ich nun doch weiter zu


ALESTORM

Denn auch die sind ja bekanntlich Piraten, von daher waren wir ja nun bestens ausgerüstet. Hätte man uns denn gesehn. Hat man sicher nicht, wie auch wir nichts und niemanden in Bühnennähe gesehen haben, denn vor der Party-Stage war es wirklich brechend voll. Die Stimmung war bei rumgetränkten Hymnen wie "Wenches and Mead" oder natürlich "Keelhauled" trotzdem super, aber nächstes mal sind die schottischen Piraten definitv reif für die Hauptbühne.


DIE APOKALYPISCHEN REITER

sind ähnlich wie Sabaton immer eine sichere Bank für jeden Festivalbooker. Wetter egal, Uhrzeit egal, die Reiter machen immer und überall Stimmung. Hach, schön. Da scheint auf der Bühne die Sonne nicht nur Fuchs, sondern auch dem großen Imperator Lord Abbadon (dem sich Wacken natürlich umgehend unterwarf) aus dem Arsch. Die Reitermania grassiert und darf gerne wiederkommen.
Warum die Reiter allerdings keine T-Shirts verschenken dürfen, wird wohl ein Geheimnis der Wacken-Orga bleiben. Wie so viele Kleinigkeiten in diesem Jahr, trägt auch diese Aktion einen leicht stinkenden Kommerz-Mief mit sich. In Wacken gibts eben nichts umsonst.


SONATA ARCTICA

Letztes mal noch sicherer True Stage-Kandidat, mussten die Finnen diesmal von der Party-Stage aus gegen Lamb of God auf der Black anspielen, was dem ohnehin nicht gerade wuchtigen Bandsound nicht wirklich gut tat. Die Summe aus einer eher merkwürdige Setlist, Tony Kakkos neuem Haarschnitt und nicht zuletzt der auf halber Länge einsetzende Platzregen taten ihr übriges, damit es ein Konzert zum Vergessen wurde. Wir treten die Flucht an. Am Ende des Tages sind wir eben doch nur wasserscheue Landratten.


TRIVIUM

Was, schon Samstag mittag und noch immer kein Schlamm in Wacken? Das konnte Petrus wohl nicht auf sich sitzen lassen, denn der einmalige aber heftige Regenschauer vom Mittag reichte aus, um das Infield wiedermal in eine Sumpflandschaft zu verwandeln, herumirrende Moorleichen natürlich inklusive. Anders als etliche Zelte und Pavillons hat die True Metal-Stage natürlich nicht vor den Wetterkapriolen kapituliert und so konnten Trivium mit Vollgas in den Wacken-Endspurt starten. Hätten sie zumindest theoretisch gekonnt, denn die Amis beweisen einmal mehr ihre Unwilligkeit/Unfähigkeit ein Best-of Set zusammenzustellen, was so ziemlich jede andere Band auf Sommer-Festivals eben tut. Aber gut, ist Geschmackssache (hat da Aff gesat un in die Sääf gebiss!). Kann mir gut vorstellen dass manche Leute drauf abfahren, eine unberechenbare Setlist vorgesetzt zu bekommen. Diesmal gabs sogar zwei neue Songs ("Brave this Storm" und "Strife") zu hören, die auf dem im Herbst erscheinenden Album stehn werden. Interessant dabei, dass Matt Heafy seine Stimmlage scheinbar etwas runter geschraubt hat, was stellenweise sehr an Volbeats Michael Poulsen erinnert. Eine neue Note im Trivium-Sound, wird noch interessant wie sich das auf Album-Länge macht.
Unterm Strich tue ich mich schwer den Jungs einen schlechten Gig zu unterstellen, weil Spielfreude und Sound durchaus gestimmt haben. Anderseits nervts mich, wenn Bands ihre Hits zugunsten von unbekannterem Kram untern Tisch fallen lassen (Schönen Gruß an In Flames beim Rocco).
Lemmy sagte mal, er habe selbst zwar keinen Bock mehr jeden Abend "Ace of Spades" zu spielen, aber die Mehrheit der Leute bezahlt das Geld um genau solche Lieder zu hören, also werden Motörhead es bei jeder Show spielen. Sehr weise Worte, die sich auch ein Herr Heafy ruhig mal durch den Kopf gehen lassen darf.



Trivium - Quelle: ampya.com

ALICE COOPER

Sooo geil! Ernsthaft! Der Altmeister fährt zwar seit über dreißig Jahren die selben Bühnentricks auf und schafft es trotzdem ein mitreißendes Set, mit einer Riesenpackung Hits zusammenzustellen. Alice' junge Band um Wunder-Gitarristin Orianthi schafft es dabei ihm seine Meisterstücke wuchtig und passgenau zu servieren, sodass der alte Mann nurnoch drüber krächzen muss und sich ansonsten der Bedienung verschiedener Exekutionsinstrumente bedienen darf. Die Tricks sind so unfassbar alt, dass sie einen schaurig-modrigen Gruft-Charme besitzen, den man bei ähnlich visuell orientierten Acts wie Rammstein natürlich noch vermisst.
Neben Alice' eigenen Hits der Marke "Feed my Frankenstein", "Poison" und natürlich "School's out" gibts auch noch Cover von The Doors, den Beatles, The Who, Hendrix und - besonders geil - "Another Brick in The Wall" von Pink Floyd zu hören! Alle rasten aus! Ich auch!

Hat Freude am Sterben: Alice Cooper - Quelle: ndr.de

NIGHTWISH

In Sachen bombastische Show wurde das Feld von Opa Alice gerade reich bestellt, sodass Nightwish nurnoch ernten mussten und der Auftritt schnell zum Selbstläufer wurde. Dabei war der Ausgang dieses Abends lange mit Spannung erwartet worden, denn für mich, sowie wahrscheinlich für die meisten anderen Anwesenden war Floor Jansen bis dahin ein unbeschriebenes Blatt ("Haste maln Audio-Beispiel?!"). Diese Spannung löste sich allerdings spätestens nach den ersten Strophen von "Dark Chest of Wonders" in Glückseeligkeit auf. Dabei mochte ich ihre Vorgängerin Anette Olzon wirklich und ihr "Ausstieg" Ende letzten Jahres hinterließ einen faden Beigeschmack. Nichtsdestotrotz kann ich nicht bestreiten dass Floor Jansen zu dieser Band passt wie der Arsch aufn Eimer und auch stimmlich deutlich variabler ist als Anette. Floor vereinigt das beste aus den beiden vorherigen Nightwish-Epochen, sodass die Klassiker der Tarja-Äre nun Hand in Hand mit den Bombast-Perlen von Imaginaerum stehn. "Einfach magisch" twitterte der Metal Hammer dazu. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Diese Magie wird übrigens nicht dem Wacken-Publikum alleine vorbehalten bleiben, denn die Nightwish-Show wurde für eine kommende Live-DVD mitgefilmt. Hurra, nach Avantasia 2008, sowie Heaven & Hell 2009 werde ich also zum nun dritten mal in einem professionellen Filmerzeugnis verewigt! Auch Madonna hat mal als Backgroundtänzerin bei Ozzy angefangen. Meine Weltkarriere nimmt Fahrt auf.

Feuertaufe bestanden: Nightwish mit Floor Jansen - Quelle: laut.de




Für uns wars das dann auch von musikalischer Seite. Rage und Subway to Sally bearbeiteten danach noch die ganz Standhaften, doch irgendwie wirkten unsere Schlafsäcke nach jetzt fünf strammen Tagen attraktiver. Leider gab es zu diesem Festival noch einen unschönen Schlusspunkt. Als wir zurück zu unseren Zelten kamen, fanden wir diese offen stehend vor. Irgendein Arschloch hatte alle unsere Sachen durchwühlt und im Zelt verteilt. Gestohlen wurde zum Glück nichts, waren keine Wertsachen im Zelt. Ich wünsche diesen Wichten dass sie möglichst bald von einem LKW angefahren werden. Ekelhaft.



Mag sein dass sich die Summe aus solchen Punkten, wie auch dem ein oder anderen von der Orga geschossenen Bock oder auch gewissen Wetterkapriolen, nun negativer liest als ich das Gesamtbild in Erinnerung habe. Ja, die Wege waren wieder weit. Ja das Wetter war wieder irgendwie nicht optimal. Ja, das Festival wird immer kommerzieller und ja, auch die Anzahl der Festivaltouristen nimmt zu. Und nein, ich werde nicht wieder hinfahren, zumindest nicht in den nächsten ein, zwei Jahren. Das Festival ist der Headliner, dieses selbstpropagierte Motto gilt nirgendwo sonst so wie in Wacken. Ich zweifle allerdings dass dies von der Mehrheit in dem Sinne verstanden wird wie es die Orga früher gerne mal gehabt hätte, oder ob das einfach bedeutet dass Wacken sich zu einer riesen Camping-Party auswächst und die Musik zur Nebensache verkommt. An Bands wie Kreator, Amon Amarth und Avantasia allein wird es jedenfalls wohl nicht liegen, dass Wacken 2014 keine zwei Tage nach Vorverkaufsstart ausverkauft ist. Über kurz oder lang werden Festivals aus der zweiten Reihe wie das With Full Force oder das Summerbreeze von dieser Entwicklung in der Festivalszene profitieren und die Enttäuschten und Leerausgegangenen auffangen.
Mit Verlaub liebe Festival-Touris und Panikkäufer: Wacken ist schon richtig geil, aber der momentane Hype ist einfach unverhältnismäßig. Aber macht nur, hamstert eure Karten und kuckt im nächsten Juli wie ihr sie dann noch losbekommt, weil ihr doch keinen Urlaub bekommt oder eine wichtige Klausur ansteht. Und im folgenden Jahr sehn wir uns dann in Balingen, Dinkelsbühl oder im belgischen Dessel.

Dennoch: Wacken 2013 war stark und die Reise wert. Dies lag vor allem an einigen wirklich guten Konzerten, aber auch an unserer netten Reisegesellschaft, bei der ich mich an dieser Stelle bedanken möchte. Ebenso ein Dankeschön an die Wacken-Orga und alle beteiligten Mitarbeiter. Was ihr leistet ist unglaublich, auch wenn manche organisatorische Entscheidung anfechtbar sein mag. Letztendlich stellt ihr jedes Jahr ein gut durchstrukturiertes Festival auf die Beine und sorgt dafür dass 80000 Metalheads friedlich miteinander feiern. Ich hatte sechs wirklich schöne Jahre dank euch, das ist schon eine Menge. Ihr habt einen Mythos erschaffen und geformt, macht ihn jetzt bitte nicht kaputt, dann sehen wir uns vielleicht in ein paar Jahren wieder.


tl;dr



Donnerstag, 8. August 2013

Review: Wacken Open Air 2013 - Teil 2: Freitag

Freitag, 2. August

Der Freitag war streckenweise eine Tortur. Nicht wegen meines mitunter sterbenselenden Katers, denn der hatte schon Donnerstags eingesetzt und bis zum nächsten Tag glücklicherweise wieder nachgelassen, sondern wegen kuscheligen 38°. Da denktste Wacken könnte dich nicht mehr überraschen und dann das: BAM! Brennt alle in der Hölle, ihr Wichte! Wem seine Sommerbräune bzw. Röte noch nicht ausreicht der kann sie ich mit heiligen Segen abholen bei den Chartstürmern von

POWERWOLF

Es fällt mir sehr schwer diese Band noch neutral zu bewerten. Zu oft gesehn, zu oft gehört, zu lieb gewonnen habe ich die Wölfe mittlerweile. Powerwolf halten mittlerweile sowohl auf Wackens Hauptbühne, als auch auf Platz 1 (!!) der Album-Charts die saarländische Metal-Fahne hoch. Umso tragischer, dass sie ausgerechnet diesen Glutofen gesteckt wurde. Der Band merkte man die Hitze trotz langen "Juppen" kaum an, aber ich konnte nach nur zwei Liedern kaum noch stehn. Aber seis drum, in einer Woche wird die nächste wölfische Messe auf dem Summerbreeze gelesen. 

Powerwolf, vergebt mir, ich habe gesündigt. Ich konnte bei eurer Show nicht komplett ausrasten, obwohl ich es fest vor hatte. Der Geist ist willig, doch der Körper ist schwach. Ich gelobe Besserung. Amen.


"Neunhundertdreiunddreißigtausend Menschen" - Quelle: facebook.com/powerwolfmetal


SABATON

Nach einigen Stunden Zwangspause inklusive mehrerer kalter Duschen und exklusive Alkohol folgte für uns am frühen Abend der heimliche Headliner dieses Festivals. Wer auch nur schonmal in die Nähe einer Sabaton-Show gekommen ist, weiß dass die schwedischen Panzer-Fetischisten IMMER liefern. Eine Sabaton-Show ist in puncto Energie und Spielfreude durch kaum etwas zu überbieten und so war es auch an diesem Freitag auf der True Metal-Stage. Joakim gibt sich kommunikativ wie eh und je, trinkt "noch ein Bier" und tauscht mal wieder seine Weste ein. Der Mann wurde einfach für die Bühne geboren.
Aufgrund der begrenzten Spielzeit von nur einer Stunde gab es heute leider kein "40:1", kein "Attero Dominatus" und mal wieder kein "Panzerkampf". Angesichts der Tatsache, dass für diese aber andere Brecher hätten weichen müssen, ist das aber zu verschmerzen. Eine Stunde Sabaton, all killer, no filler, Danke, keine Fragen mehr.


Sicherlich auch gut gemeint war Joakims Hinweis auf die direkt im Anschluss folgende zweistündige Autogrammstunde der Band, eher ungeschickt von uns hingegen war es, sich dort auch noch anzustellen. Drei Stunden anstehen, (zwischenzeitlich waren Motörhead auf die Bühne und auch schon wieder runter, sowie Doro bereits im vollen Gange) ehe wir dann doch kapitulierten. Da war an diesem Freitag kein Durchkommen, spätestens als Joakim bei Doro auf der Bühne auftauchte anstatt wie erwartet Autogramme zu schreiben, mussten wir der traurigen Wahrheit ins Auge sehn.

See Carolus rise! - Quelle: ampya.com


MOTÖRHEAD

Der Motörhead-Auftritt um 21:00 Uhr und bei immernoch über 35° hat leider jetzt schon traurige Berühmtheit erlangt. Nicht nur weil er im Vorfeld mit dem Rest der Tour bereits gecancelt und dann doch wieder angekündigt wurde, was ja allein schon kurios genug gewesen wäre. 75 Minuten waren für Lemmy und co. angesetzt. Es wurden nicht mal 30, bevor das Konzert abgebrochen werden musste. Der Grand Seigneur hat Kreislaufprobleme wegen der Hitze, heißt es. Jeder weiß dass es schon richtig dicke kommen muss, damit Motörhead eine Show abbrechen, dementsprechend besorgt und schockiert war ganz Wacken. Sogar Lemmys Ableben wurde bereits auf Twitter verkündet. Soweit kam es Gottseidank noch nicht, Lemmy geht es mittlerweile wieder einigermaßen gut und doch bleibt nach diesem Schreckmoment ein flaues Gefühl, wie lange Motörhead dieses Tourpensum noch durchhalten können, bevor Lemmy vielleicht doch noch seine Jahre alte Prophezeiung wahr macht und irgendwann einfach tot von der Bühne fällt.

Da gings noch - Quelle: blog.zdf.de

DORO

Nach Lemmys denkwürdigem Abgang folgte eine Stunde Stille auf dem Infield um die Bühnenabstimmung nicht durcheinanderzubringen (True und Party-Stage dürfen sich nicht überschneiden, da sie zu nahe beieinander liegen). Um 22:30 wurde diese Stille leider von Doro durchbrochen. Doro ist - besonders in Wacken - so eine Sache. Einerseits merkt man ihr die Motivation bis in die letzte blondierte Haarspitze an und auch Band und Gaststars (u.a. Biff Byford (Saxon), Chris Boltendahl (Grave Digger) und unser aller Lieblingspanzergeneral Joakim Brodén) können sich durchaus sehen lassen. Andererseits nervt Doro einfach. Das liegt zum einen an ihrer penetranten Omnipräsenz in Wacken, wo sie wirklich zu JEDER passenden und unpassenden Gelegenheit auf die Bühne stiefelt, egal wer grade spielt oder ob sie selbst in dem Jahr auf dem Billing steht. Zum anderen nervt ihr nicht weniger penetranter Habitus als selbststilisierte Mama der Metal-Szene. Nach jedem Song gibts eine Ansage à la "YEAH WACKEN IHR SEID UNGLAUBLICH, UNGLAUBLICH MAL (= schon) WIEDER HIER ZU SEIN! YEAH, SSÄNK YOU SO MUCH, METAL WILL NEVER DIE, I LOVE YOU SO MUCH, YEAH!"
Ach Doro... meinst Du nicht, 30 Jahre sind so langsam genug?

YEAH, METAL! - Quelle: blog.zdf.de

AMORPHIS

Gefreut habe ich mich auf ein großartiges "Special Acoustic Set". Bekommen habe ich ein halbes -und daher nur halb großartiges- Special Acoustic Set und ein halbes Standard Set. Ihr Schweine, wenn ihr ne Special Show ankündigt, dann zieht die verdammt noch mal auch durch! Nicht dass der Rest eurer Lieder scheiße wäre, ganz im Gegenteil, aber ihr macht euch ja auf den Bühnen dieser Nation auch nicht gerade rar. Wenn ich also das Special versprochen bekommen will ich auch das ganze Special nicht nur das halbe! Wenn ich beim Mecces ein Menü bestelle, will ich auch ein Menü inklusive limitiertem Cola-Glas und nicht nur ne große Pommes!

Der Freitag war endlich überlebt, am folgenden Tag ging es u.a. mit Alice Cooper und Nightwish in den Endspurt!

Mittwoch, 7. August 2013

Review: Wacken Open Air 2013 - Teil 1: Dienstag - Donnerstag

Ach ja, good old Wacken. Das Oktoberfest unter den Metal-Festivals. Wer in dieser Szene was auf sich hält, fährt einmal im Jahr nach Wacken und wer wirklich sehr viel auf sich hält, der fährt vor lauter scheiß Kommerz, scheiß Touristen, scheiß Bands und der scheißbeschissenen Gesamtsituation schon nicht mehr hin. Ab nächstem Jahr darf ich mich - mit Einschränkungen - zur zweitgenannten Kategorie zählen. Vorher allerdings sollte noch ein würdiger Abschluss meiner nun sechsjährigen Wacken-Historie folgen. Und soviel sei vorweggenommen: Das war er auch.

Quelle: wacken.com


Dienstag,  30. Juli

Aus saarländischer Perspektive gestaltet sich ja seit jeher schon die Anreise nach Wacken als ambitioniertes Unterfangen. Stolpersteine befinden sich entlang des Weges, angefangen beim Versuch des ökonomischen Packens, über die First-World-Problematik einen Konvoi mit einem Sportwagen und einem Caddy zu fahren, bis hin zu einer vollgesperrten Autobahn kurz vor dem Ziel, der übliche Wahnsinn halt. Es hätte durchaus schlimmer kommen können.

Ankunft in Wacken, Lage situieren. Aha, das Dorf ist noch da, es ist immernoch bzw. wieder voll schwarzer Gestalten und man hat mittlerweile sogar die mehrere Zentimeter dicke Schlammschicht vom letzten Jahr vom Bordstein gekratzt. Auffahrt Campground, Zelt aufstellen funktioniert mittlerweile wie ein Schweizer Uhrwerk, die langjährige Festival-Erfahrung ist eben doch zu irgendwas gut. Es regnet. Ich habe seit nun über zwei Jahren mein Zelt auf keinem Festival mehr trocken aufgebaut, sad but true. Schauderhafte Erinnerungen an die Regen- und Schlammapokalypse von letztem Jahr flackern durch meinen Kopf. So soll also das Ende aussehn? Einmal mehr ertrunken im Matsch, der irgendwann sicher mal ein Abenteuerspielplatz für Archäologen auf der Suche nach Pavillonüberresten und Dosenpfand sein wird?

Nächster Schock: Standortbestimmung. Verdammt, schon wieder Campground U!  Warum reist man am Dienstag an, bezahlt 10€ "Verfrühungsgebühr" p.P., nur um dann wieder in Schleswig-Guinea zu landen? Der Metal-Gott ist eine Drecksau, egal was in der im Dorf verteilten Metal-Bibel steht.
Überhaupt die Metal-Bibel. Der Witz dabei: Es gibt keinen. Dieses Machwerk bestehend aus den Statements bekehrter "Szene-Größen", sowie hilfreichen Gebeten für den (Metal-)Alltag ist vollkommen ernst gemeint. "Jesus, hilf mir am Computer, damit ich es schaffe den Porno-Seiten zu wiederstehen!". Im Wacken-Cosmos ist mittlerweile eben sogar Platz für religiöse Spinner jeder Coleur. Amen & Attack.


Mittwoch, 31. Juli

Der Mittwochmorgen erstrahlte in herrlichstem Grau. Grau ist besser als Regen. Es ging also aufwärts und so langsam kam auch das Festival mit den ersten offiziellen Programmpunkten ins Rollen. Nach einem amtlich vergammelten Tag hieß unsere erste musikalische Station diesmal überraschenderweise

SANTIANO

Ginge es hier lediglich (manch einer würde hier wohl nicht unbedingt den Konjunktiv benutzen) um Mainstream-Appeal oder Ticketpreise auf eigenen Konzerten, so würden Santiano im diesjährigen Wacken-Billing wohl nur knapp unter Rammstein rangieren. Zum Glück sehen sowohl die Veranstalter, als auch die Band selbst den Auftritt der Seemanns-Combo scheinbar eher als großen Gag, denn als "ernsthaftes" Konzert an. Der Witz ist auf der Wackinger-Stage nur leider ziemlich deplaziert, denn diese ist mittlerweile deutlich zu klein für Santiano. Folge: Gedränge und schlechter Sound, dafür aber schöne Mitsingmomente mit der ganzen Meute bei den bekannteren Stücken. Trotzdem leider deutlich schwächer als im vorigen Jahr. Arr.


Donnerstag, 1. August

Leider führte die Verkettung einiger unglücklicher Umstände (darunter ein grandios gewonnenes Flunkyball-Spiel) dazu, dass ich die ersten 20 Stunden des Donnerstags lieber vergessen würde und die nächsten beiden Tage keinen Alkohol mehr anfasste. Steigen wir also ein mit den alten Recken von

DEEP PURPLE

Joa... dafür bin ich wohl 40 Jahre zu spät geboren. Viel mehr als das Riff zu "Smoke on the Water" und das vage Wissen, dass diese Band einerseits sehr alt und andererseits einst sehr wichtig war, verbinde ich mit dieser Band nicht. Insofern ähnlich wie die Scorpions im letzten Jahr. Auch das Fazit bleibt das selbe: Been there, done that. Muss ich nicht nochmal haben.

Die Musik-Nerds unter euch finden die Setlist trotzdem HIER.

Deep Purple - Quelle: ampya.com

RRRRAMMSTEIN

Zweifellos DER Headliner dieses Jahr. Natürlich weiß das auch die Band selbst und fährt an allen Fronten Superlative auf. Acht (!!) Vierzigtonner standen am Mittwoch noch auf dem Infield rum, nur um den Bühnenaufbau und die Pyrotechnik der Band anzuliefern. Der ebensolange eigens mitgebrachte Merchandise-Truck fällt da kaum noch ins Gewicht. Das Festival war Anfang Oktober letzten Jahres nur Stunden nach der Bandankündigung ausverkauft, bis dahin ein fast irrsinnig anmutender Rekord, der allerdings gestern erneut überboten wurde. Aber dazu später mehr.

Wenn man mit der Musik von Rammstein - so wie ich - nicht unbedingt viel anfangen kann, so ist die Show doch zweifellos ein Erlebnis. Es knallt, es kracht, es brennt. Dazwischen Till Lindemann wie der fleischgewordene Stereotyp vom bedrohlichen Deutschen mit dem tiefen, rollenden R. Die Trademarks von Rammstein eben und in der Kombination zweifellos beeindruckend. Rammstein liefern eine bis ins kleinste Detail durchchoreographierte Show, ein martialisches Musical. Lindemann verzieht selbst bei Heinos Auftritt zu "Sonne" keine Miene, auch wenn die Redakteure der Springer-Presse diesem Gastauftritt entgegengefiebert haben dürften, wie ein Sechsjähriger Heiligabend. Das Publikum dreht bei jedem Song durch als gäbs kein morgen. Wenn zu "Links 2, 3, 4" 80000 im Takt marschieren, dann bebt Wacken. Also ernsthaft, der scheiß Boden hat gebebt. Krasse Erfahrung.

Die Setlist von Rammstein findet ihr HIER.

Schwer genug ein Bild von diesem Auftritt zu finden, auf dem nicht Heino zu sehen ist - Quelle: laut.de
 Nach Rammstein gab es übrigens noch einen unangenehmen Rückstau auf dem Gelände, der leicht zu einer Art Love Parade 2.0 hätte umschlagen können. Schuld daran waren die neueingeführten Kontrollen an den Eingängen des Wackinger-Villages, über das erwartungsgemäß der größte Teil der Leute zurück auf den Campingplatz strömt. Eine lächerliche und fahrlässige Aktion. Wenn der Headliner gespielt hat, müssen verdammt nochmal alle Schleusen aufgehen, es ist doch klar dass dann 80000 Menschen gleichzeitig raus wollen! Und das alles um auch sicherzustellen dass man auch drei Mark mehr verdient, damit auch niemand Getränke mit auf den Mittelaltermarkt nimmt, sondern sie dort kauft. NACH DEM HEADLINER! Eine richtige Scheißaktion, liebe Wacken-Orga!

Freitag, 12. April 2013

Album-Review: Broilers - Santa Muerte Live Tapes (2012)

(Viertes und letztes Fundstück aus der Praktikumsmappe, verfasst im November 2012)





Die Broilers aus Düsseldorf haben sich in den letzten Jahre den Ruf erspielt, als legitime Thronfolger der Toten Hosen zu gelten. Dass dieser Vergleich auch in puncto Livequalitäten durchaus angebracht ist, beweist das Quintett mit ihrer ersten Liveplatte „Santa Muerte Live Tapes“. 

Und die Tapes machen ordentlich was her, ganze 31 Titel hat die Band auf zwei CDs gepresst, entstanden auf verschiedenen Konzerten der fast zwei Jahre andauernden Tour zum letzten Studioalbum „Santa Muerte“. Dementsprechend finden sich die Songs dieses Album auch beinahe in Gänze in den Live Tapes wieder, Hand in Hand mit Tracks aus der „Vanitas“-Ära oder den frühesten Bandklassikern wie „Blume“ oder „Paul der Hooligan“. Die Mischung stimmt.

Ist die stilistische Weiterentwicklung der Broilers über die letzten zehn Jahre auf den Studioplatten zwar unüberhöhrbar, so wirkt hier dennoch alles wie aus einem Guss. Ob Dortmund oder Leipzig, Hauptsache Italien, alles gleich geil. Die Band hat einfach Bock und auch das Publikum gibt durchgehend alles.
Wer bei Kalibern wie dem straighten Opener „Zurück zum Beton“, dem Slime-Cover „Zusammen“ oder der inoffiziellen Bandhymne „Meine Sache“ nicht ausrastet, muss tot sein. Starkes Teil!

9/10
 

Album-Review: Danko Jones - Rock And Roll Is Black And Blue (2012)

(Praktikumsmappe, die Dritte. Verfasst im Oktober 2012)





Danko Jones ist keine Truppe von der man allzu große Innovationen erwartet. Die wären auch völlig fehl am Platze, denn warum etwas sowieso schon Gutes verändern? Dementsprechend widmet sich das sympathische kanadische Großmaul mit seinen beiden Mitstreitern John Calabrese und Atom Willard dem was sie am besten können: Das räudige Wort des Rock’n Roll zu predigen.

Warum Rock and Roll nun black and blue ist, bleibt zwar im Unklaren, ist aber irgendwie auch egal, schließlich knallt das Album fett aus den Boxen und mehr verlangt man erstmal ja auch gar nicht. Der Sound ist etwas basslastiger geworden und Neuzugang Willard macht am Schlagzeug seinen Vordermännern ordentlich Feuer unterm Arsch. Danko hat in den vergangenen zwei Jahren offensichtlich an seiner Singstimme gefeilt, auch wenn  ihm die locker-hingerotzten Punkpassagen wie im starken „I don’t care“ nach wie vor gut zu Gesicht stehen. Ansonsten ändert sich wenig im kanadischen Rockzirkus, die Referenzen heißen immer noch AC/DC, Kiss und Social Distortion und das wird sich auch niemals ändern. Wie üblich leistet sich Danko keinen wirklichen Rohrkrepierer, im Vergleich zum saustarken Vorgänger „Below The Belt“ fällt allerdings das Fehlen einiger zwingender Ohrwürmer auf. Lediglich „Conceited“ bleibt sofort hängen, der Rest brauch ein wenig um sich festzusetzen. 

Unterm Strich steht eine Platte, die sich zwar relativ nahtlos in den bisherigen Katalog Dankos einreiht, aber eben auch nicht heraussticht. Für Fans natürlich trotzdem ein Muss, neugierige Neueinsteiger greifen allerdings besser zu „Below The Belt“.

7/10

Album-Review: KISS - Monster (2012)

(Ein weiteres Stück aus dieser ominösen Praktikumsmappe, geschrieben im November 2012)





Nachdem Kiss anno 2009 mit „Sonic Boom“ ihren x-ten Karrierefrühling einleiteten, kann der Anspruch der alten Herrschaften drei Jahre später eigentlich nur sein, diesen damals unerwartet hohen Standard zu halten. Kiss selbst scheint das alles jedoch nicht zu kümmern, stattdessen setzt der Vierer mit „Monster“ noch einen ordentlichen Batzen drauf. Schon der vorher ausgekoppelte Opener „Hell or Hallelujah“ rockt wie Sau und gibt die Marschrichtung der folgenden 43 Minuten vor. Auch der Wechsel von analoger zu digitaler Produktion macht sich, wenn überhaupt, nicht negativ bemerkbar, besonders die Gitarren brettern fett und dynamisch, da hat Meister Simmons an den Reglern gute Arbeit geleistet. Der Mann weiß einfach wie seine eigene Band klingen muss. Kiss kommen 2012 wie eine junge Ausgabe ihrer selbst daher und verweisen somit die Vertreter der aktuellen Retrowelle in Gänze auf die Plätze. Das alles ist zwar ungefähr so innovativ wie ein Cheeseburger mit doppelt Käse, schmeckt aber auch genauso gut.

8/10

Konzert-Review: Sabaton + Support: Eluveitie, Wisdom (Saarbrücken, 13. September 2012)

(Dieses Juwel der Konzertreviewkunst war ursprünglich als Schriftprobe für eine Praktikumsbewerbung beim RockHard-Magazin gedacht, die jedoch aus verschiedenen Gründen nie abgeschickt wurde.

Liebe RockHard, falls ihr das hier lest: Meldet euch doch mal.)







Sabaton haben sich in den letzten Jahren nicht gerade rar auf deutschen Bühnen gemacht, was bei einer Band, die ihre Popularität vor allem ihren überragenden Live-Qualitäten verdankt auch nicht weiter verwunderlich ist. Die diesjährige Sommer-/Herbsttour firmiert unter dem Titel „Swedish Empire-Tour“ und macht an diesem Donnerstagabend Station in der Saarbrücker Garage.

Den Startschuss des Abends liefern die Ungarn von Wisdom, die erst halbgefüllten Halle einen gefälligen Power Metal anbieten und somit für das Vorprogramm des schwedischen Panzerbattalions prädestiniert scheinen. Die Rechnung geht auch beinahe auf, zumindest kann man den Jungs weder mangelnde Spielfreude, noch wirklich schlechte Songs unterstellen, dennoch mag der Funke nicht ganz überspringen. Das mag zum einen an dem undankbaren Slot als Vor-Vorband liegen, zum anderen aber auch daran, dass die Songs selbst allesamt zu austauschbar klingen. Nichts dabei, was man so oder so ähnlich nicht schon von Halloween oder Hammerfall gehört hätte und auch ein Cover von Maidens „Wasted Years“ bringt die Stimmung nicht gerade zum Überkochen.

Wesentlich einfacher haben es da die Eidgenossen von Eluveitie, die selbst bereits auf eine heute recht zahlreich erschienene Fanbase zurückgreifen können. Mit dem Einstiegsknaller „Helvetios“ gibt’s in der Garage bereits kein Halten mehr. Das Publikum feiert nach allen Regeln der Kunst und Eluveitie danken es mit einer starken Performance. Das mag die knallharten Power-Metaller unter den Zuschauern zwar zunächst verwundern, aber irgendwann wird auch noch der letzte Sabaton-Puritaner von dem entfachten Folk-Feuerwerk mitgerissen. Dass der Sound dabei nicht immer ganz klar und differenziert daherkommt – geschenkt. Eluveitie triumphieren auf ganzer Linie und hinterlassen dem Headliner nach einer Dreiviertelstunde ein bestelltes Feld.

Dass Sabaton gemeinhin als einer der besten Live-Acts der Szene gelten, hat sich mittlerweile selbst im Saarland herumgesprochen und dementsprechend gefüllt ist die Garage als das bekannte „Final Countdown“-Intro endlich erklingt. Im nächsten Augenblick legen die Schweden mit „Ghost Division“ los wie die Feuerwehr und in der Garage brechen auch noch die allerletzten Dämme. Das Publikum präsentiert sich textsicher wie eh und je und die Band feuert mit einem kollektiven Dauergrinsen Hit um Hit raus, wobei die Wahl des nächsten Songs auch gerne den Fans per Kampfabstimmung überlassen wird. Vom neuen Album „Carolus Rex“ landen neben dem Titeltrack noch drei weitere Songs in der Setlist, (wobei „Karolinens bön“ sogar in der schwedischen Version dargeboten wird) welche sich nahtlos zwischen Klassikern der Marke „40:1“, „Attero Dominatus“ oder dem selten gehörten „The Hammer has fallen“ einreihen. 

Wie sehr Sabaton ihre Fans schätzen zeigt sich besonders zwischen den Songs, wenn Sänger Joakin mal wieder Bierbecher verteilt und die Zeit stoppt, die die Beschenkten brauchen um diese zu leeren oder seine Metallplatten-Weste gegen das ältere Modell eines Fans tauscht. Für solche Aktionen muss man die Schweden einfach gern haben.
In den Zugabenblock geht’s mit „The Art of War“ ehe das unvermeidliche „Primo Victoria“ noch einmal alle Reserven in Lungen und Sprunggelenken mobilisiert. Zum Abschluss macht die „Metal Crüe“ dann noch den Deckel drauf, ehe Band und Fans erschöpft aber glücklich den Rückzug antreten. Sabaton haben ihren Heldenstatus an diesem Abend einmal mehr untermauert.